Aktuell


Zu unserer nächsten Veranstaltung dürfen wir Sie hiermit herzlich einladen.

Prof. Dr. Heinrich Detering, Literaturwissenschaftliches Institut der Universität Göttingen


Geistliche Lyrik heute?


Fr., 29.04.11, 19:30 Uhr
Ort: Gemeindezentrum St. Nikolaus, Rathausstr. 5


Zusammenfassung:

Moderne Lyrik und geistliches Gedicht - lange galten sie als unvereinbar. In der Literaturgeschichte erschien die Moderne zumeist als diejenige Epoche, die sich aus allen Traditionsbindungen lösen wollte. Wer als Christ ein modernes Gedicht schreiben wollte, hat ein Kritiker unserer Jahre geschrieben, müsse dabei entweder das moderne Gedicht verraten (weil er mit einem weltanschaulichen "Sicherheitsnetz" arbeite) oder das Christentum (weil seine Bindungen die radikale Öffnung der Moderne verhinderten). Diese grundsätzlichen Zweifel wurden noch bestärkt durch den Hinweisauf die geschichtlichen Erfahrungen des zwanzigsten Jahrhunderts.Nach Auschwitz noch ein Gedicht zu schreiben, so lautet Theodor W. Adornos berühmtes Diktum, sei barbarisch. Musste das nicht erst recht für eine Dichtung gelten, die sich auf den Glauben berufen wollte?

Nun zeigt aber ein zweiter Blick, dass die Lyrik der Moderne nicht nur gelegentlich auch religiöse Themen aufgegriffen hat, sondern dass sie es in vielen ihrer Hauptwerke zentral mit solchen Themen zu tun hat, von den Arbeiten T.S:Eliots bis zu den Gedichten Paul Celans und weit darüber hinaus bis in unsere unmittelbare Gegenwart. Gezeigt hat sich auch, dass nicht nur nach, sondern sogar buchstäblich in Auschwitz Gedichte geschrieben wurden - und dass zwischen diesen beiden Sachverhalten enge Zusammenhänge bestehen.

Wie aber sehen geistliche Dichtungen aus, die nicht gegen den Geist der Moderne geschrieben sind, sondern womöglich aus ihm heraus und in Auseinandersetzung mit ihm? Und wie antworten solche Dichtungen auf die Katastrophenerfahrungen dieser Epoche? Um diese Fragen soll es im Vortrag gehen, im Versuch eines Überblicks und im Blick auf einzelne Gedichte.

 



Referent:     Prof. Dr. Heinrich Detering, Literaturwissenschaftliches Institut der Universität Göttingen


Prof. Dr. Heinrich Detering wurde 1959 in Neumünster geboren.

Nach dem Studium der Germanistik, Evangelischen Theologie, Skandinavistik und Philosophie Lehrtätigkeiten in Göttingen und München, Gastprofessuren in Kalifornien, Aarhus und Bergen, von 1995-2005 Professor für Neuere deutsche Literatur und Neuere skandinavische Literaturen an der Universität Kiel.

Seit dem Sommersemester 2005 an der Universität Göttingen als Professor für Neuere Deutsche Literatur tätig.

Autor zahlreicher Bücher und Aufsätze zur deutschen und europäischen Literatur u.a. Frauen, Juden, Literaten. Eine Denkfigur beim jungen Thomas Mann, Fischer 2005, Andersen und andere. Kleine dänisch-deutsche Kulturgeschichte Kiels, Boyens Buchverlag 2005.

Diverse Übersetzungen der Werke Hans-Christian Andersens und Henrik Wergelands sowie (Mit-)Herausgeber der GkFA (Großen Kommentierte Frankfurter Ausgabe) der Werke Thomas Manns.



Veranstaltungsablauf:

19:30 Uhr

Begrüßung
Vortrag mit anschließender Diskussion

 

Geistliche Lyrik heute?
Prof. Dr. Heinrich Detering, Literaturwissenschaftliches Institut der Universität Göttingen

 

Pause

 

Aussprache

21:00 Uhr

Gespräch im Foyer

Teilnahmegebühr:   5,- €
(Schüler, Studenten, Auszubildende: 3,- €)